Nach unserer Exkursion im April nach Föhrenwald/Waldram waren wir Ende Juni wieder auf den Spuren der Displaced Persons (DPs) unterwegs.

  1. Station: St. Ottilien

Was hat die benediktinische Erzabtei St. Ottilien mit den DPs zu tun? Zwischen 1945 und 1948 diente das Klostergelände u.a. als Krankenhaus für jüdische DPs, insgesamt ca. 5000 Jüdinnen und Juden verteilten sich in diesem Zeitraum über das Klostergelände. Ausgangspunkt war kurz vor Kriegsende ein versehentlicher Bombenangriff der US-Amerikaner auf einen Häftlingszug, der vom Außenlager Kaufering kommend, nach Dachau unterwegs war. Die Überlebenden kamen nach St. Ottilien, wo sie medizinisch versorgt wurden. In der Folgezeit kamen weitere DPs v.a. aus verschiedenen Ländern  dazu. Bis zur Schließung des Krankenhauses wurden über 400 sog. St. Ottilien-Babys geboren.

Geführt wurde unsere Gruppe vom freundlichen Pater Augustinus, der uns zwar wenig über die Situation der DPs erzählte, dafür aber eifrig bemüht war, uns für seinen Glaubenshintergrund zu begeistern. Seit einigen Jahren gibt es jedoch einen Rundweg mit Stationen, an denen man sich eigenständig die Geschichte der DPs in St. Ottilien erarbeiten kann.

 

  1. Station: Landsberg am Lech und Kaufering

Von St. Ottilien/Eresing führte unsere Exkursion weiter nach Landsberg am Lech. Unser Interesse galt aber nicht dem Umstand, dass Adolf Hitler hier in den Jahren 1923/24, nach dem gescheiterten Putsch, seine Haft verbüßt hatte. Vielmehr wollten wir mehr erfahren über die großen KZ-Außenlager in Kaufering. Ebenso darüber, wie Landsberg seine unrühmliche Vergangenheit aufarbeitet. Zu letzterem wäre anzumerken, dass es die Stadt den Besucherinnen und Besuchern nicht leicht macht, an die vorhandenen Gedenkorte zu kommen.

So z.B. zu einem Mahnmal, das in beeindruckender Form an die Todesmärsche vom April 1945 erinnert. Die Häftlinge sollten aus den elf Lagern von Kaufering nach Dachau getrieben werden. Viele von ihnen überlebten diese Tortur nicht.

 

Kaufering liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Landsberg. Wir hatten eine Führung bei der Europäischen Holocaustgedenkstätte. Diese befindet sich im ehemaligen Lager VII des Außenlagerkomplexes Kaufering. Dort waren Tausende v.a. jüdische Männer und Frauen unter unmenschlichen Bedingungen der Vernichtung durch Arbeit ausgesetzt. Nina Kiel, Rundgangsreferentin an der KZ-Gedenkstätte Dachau, führte unsere Gruppe durch das Gelände, in dem noch Reste der ehemaligen Bauten, darunter Erdhütten und begehbare Tonröhrenbauten, die als Häftlingsunterkunft dienten, erhalten sind. Der Referentin gelang es vorbildlich, das Schicksal der Häftlinge uns Besucherinnen und Besuchern nahezubringen.

Hier ein Tonröhrenbau für die weiblichen Häftling.

 

Gerne hätten wir auch die Landsberger Saarburg-Kaserne besucht, ein ehemaliges Jewish Displaced Persons Camp. Dort hatten sich in den Jahren nach Kriegsende zwischen 5000 und 7000 Jüdinnen und Juden aus den Konzentrationslagern aufgehalten. Da die Kaserne, die später von der Bundeswehr genutzt wurde, heute nicht mehr existiert, konnte sie nicht Teil unseres Exkursionsprogramms sein.

Heute erinnert eine schwer auffindbare Tafel an den Ort des ehemaligen Lagers.