Aktuell
Mittwoch 02.10.2024 20 Uhr
Film
Titel „Das schreckliche Mädchen“
von Michael Verhoeven
im GIKS, Kirchtorplatz 4, Dorfen
Der Film beruht auf einem authentischen Fall im bayerischen
Passau. Darin erforscht eine junge Frau die NS-Geschichte ihres
Heimatortes. Bei ihren Recherchen stößt sie plötzlich auf klare
Ablehnung, Bürger und Ämtern verweigern jegliche Kooperation.
Doch so leicht lässt sie sich nicht aufhalten.
Donnerstag 03.10.2024 14 Uhr
Stadtrundgang
Die Zeit zwischen 1933 und 1945 in Dorfen
Treffpunkt: Rathaus, Rathausplatz, Dorfen
Anmeldung:
maximale Teilnehmer 25 Personen
Donnerstag 03.10.2024 ab 13 Uhr
Ausstellung
Dorfen zwischen 1933 bis zur Nachkriegszeit
Unterer Marktplatz 43, Dorfen
Raum an der Marktkirche
am Freitag, 18. Oktober 2024, 19 Uhr
Die Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ will in zwanzig
regional gestaffelten Bänden das Wissen über den
Nationalsozialismus in Süddeutschland neu hinterfragen.
Soeben sind die Bände 17 und 18 über NS-Belastete aus dem
nördlichen und südlichen Oberbayern erschienen.
Der Herausgeber Dr. Wolfgang Proske ist am Freitag, den 18.
Oktober 2024 um 19 Uhr zu Gast in der Bücherei und wird
darüber sprechen, warum die lokale NS-Vergangenheit weder
schöngeredet noch totgeschwiegen werden darf.
Im Anschluss stellen die Dorfener Mitautoren ihre Texte vor:
Hans Elas schrieb über den Priester und späteren SS-
Sturmbannführer Albert Hartl aus Hofkirchen.
Schorsch Wiesmaier betrachtete das Leben der Dorfener Josef
Martin Bauer (Autor) und Georg Erhard (NSDAP-
Ortsgruppenführer und Dorfener Bürgermeister von 1933-1945
und 1952-1954). Der Journalist Arthur Dittlmann beleuchtete
das bekannteste Werk von Josef Martin Bauer „So weit die
Füße tragen.“
Die Bände 17 und 18 sind in der Bücherei entleihbar, im
Buchhandel alle 18 bisher erschienenen Bände.
Weitere Bücher zum Thema Demokratie + Freiheit sowohl für
Erwachsene als auch für Kinder hat die Bücherei im Bestand (s.
www.buecherei-dorfen.de).
Zweiten Weltkrieg – als Folge des verbrecherischen deutschen Angriffskriegs –
aus den damals deutschen Ostgebieten flohen oder vertrieben wurden,
kamen ca. 1,9 Millionen nach Bayern. Sie hatten oft eine schreckliche Flucht hinter sich
und wurden nicht immer freundlich empfangen.
In Dorfen lebten 1948 etwa 700 Flüchtlinge und Vertriebene.
Im Mittelpunkt unserer Veranstaltung stehen Fluchtgeschichten von einigen von ihnen.
Nicht nur in den Nachkriegsjahren gab es Flüchtlinge und Vertriebene.
Aktuell sind etwa 120 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht.
Auch darüber wollen wir sprechen.
19:30 Uhr
18:30 Uhr
Jakobmayer
Eintritt
Nach unserer Exkursion im April nach Föhrenwald/Waldram waren wir Ende Juni wieder auf den Spuren der Displaced Persons (DPs) unterwegs.
- Station: St. Ottilien
Was hat die benediktinische Erzabtei St. Ottilien mit den DPs zu tun? Zwischen 1945 und 1948 diente das Klostergelände u.a. als Krankenhaus für jüdische DPs, insgesamt ca. 5000 Jüdinnen und Juden verteilten sich in diesem Zeitraum über das Klostergelände. Ausgangspunkt war kurz vor Kriegsende ein versehentlicher Bombenangriff der US-Amerikaner auf einen Häftlingszug, der vom Außenlager Kaufering kommend, nach Dachau unterwegs war. Die Überlebenden kamen nach St. Ottilien, wo sie medizinisch versorgt wurden. In der Folgezeit kamen weitere DPs v.a. aus verschiedenen Ländern dazu. Bis zur Schließung des Krankenhauses wurden über 400 sog. St. Ottilien-Babys geboren.
Geführt wurde unsere Gruppe vom freundlichen Pater Augustinus, der uns zwar wenig über die Situation der DPs erzählte, dafür aber eifrig bemüht war, uns für seinen Glaubenshintergrund zu begeistern. Seit einigen Jahren gibt es jedoch einen Rundweg mit Stationen, an denen man sich eigenständig die Geschichte der DPs in St. Ottilien erarbeiten kann.
- Station: Landsberg am Lech und Kaufering
Von St. Ottilien/Eresing führte unsere Exkursion weiter nach Landsberg am Lech. Unser Interesse galt aber nicht dem Umstand, dass Adolf Hitler hier in den Jahren 1923/24, nach dem gescheiterten Putsch, seine Haft verbüßt hatte. Vielmehr wollten wir mehr erfahren über die großen KZ-Außenlager in Kaufering. Ebenso darüber, wie Landsberg seine unrühmliche Vergangenheit aufarbeitet. Zu letzterem wäre anzumerken, dass es die Stadt den Besucherinnen und Besuchern nicht leicht macht, an die vorhandenen Gedenkorte zu kommen.
So z.B. zu einem Mahnmal, das in beeindruckender Form an die Todesmärsche vom April 1945 erinnert. Die Häftlinge sollten aus den elf Lagern von Kaufering nach Dachau getrieben werden. Viele von ihnen überlebten diese Tortur nicht.
Kaufering liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Landsberg. Wir hatten eine Führung bei der Europäischen Holocaustgedenkstätte. Diese befindet sich im ehemaligen Lager VII des Außenlagerkomplexes Kaufering. Dort waren Tausende v.a. jüdische Männer und Frauen unter unmenschlichen Bedingungen der Vernichtung durch Arbeit ausgesetzt. Nina Kiel, Rundgangsreferentin an der KZ-Gedenkstätte Dachau, führte unsere Gruppe durch das Gelände, in dem noch Reste der ehemaligen Bauten, darunter Erdhütten und begehbare Tonröhrenbauten, die als Häftlingsunterkunft dienten, erhalten sind. Der Referentin gelang es vorbildlich, das Schicksal der Häftlinge uns Besucherinnen und Besuchern nahezubringen.
Hier ein Tonröhrenbau für die weiblichen Häftling.
Gerne hätten wir auch die Landsberger Saarburg-Kaserne besucht, ein ehemaliges Jewish Displaced Persons Camp. Dort hatten sich in den Jahren nach Kriegsende zwischen 5000 und 7000 Jüdinnen und Juden aus den Konzentrationslagern aufgehalten. Da die Kaserne, die später von der Bundeswehr genutzt wurde, heute nicht mehr existiert, konnte sie nicht Teil unseres Exkursionsprogramms sein.
Heute erinnert eine schwer auffindbare Tafel an den Ort des ehemaligen Lagers.
Am 28. April besuchten zehn Mitglieder der Dorfener Geschichtswerkstatt den Erinnerungsort Badehaus. Was hat man darunter zu verstehen?
Waldram ist eine Siedlung südlich von Wolfratshausen. Sie hieß früher Föhrenwald und war nach dem 2. Weltkrieg Rettungsort für über 5000 jüdische Überlebende der Shoah. Innerhalb der
Siedlung gab es ein Badehaus mit einer Mikwe. 1956 wurde das Gelände von der katholischen Kirche gekauft. Die Bedeutung des Badehauses fiel der Vergessenheit anheim. Als Jahrzehnte
später das Areal mit dem Badehaus neu bebaut wurde, sollte auch das Badehaus abgerissen werden. Unter schwierigsten Bedingungen konnte der Abriss des Hauses verhindert und ein
Erinnerungsort realisiert werden. Inzwischen organisiert ein Team von über 40 Personen den Betrieb des Hauses. Im April begrüßte man die 18 000. Besucherin. Getragen wird der
Museumsort von einem Verein mit über 600 Mitgliedern. Eine dauerhafte Unterstützung durch staatliche Stellen ist bisher nicht gelungen. Damit ist das Projekt immer noch ein Stück weit
gefährdet. Eine Schande, wenn man bedenkt, wofür ansonsten staatliche Gelder ausgegeben werden. Prominente Politiker lassen sich zwar gern beim Besuch des Badehauses fotografieren,
bringen auch ihre Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit wortreich zum Ausdruck, aber das war‘s dann auch. Geführt wurde unsere Gruppe von Dr. Sybille Krafft, Vorsitzende und Initiatorin des Vereins und der Museumsleitung. Sie versprach auch, uns in Dorfen zu besuchen.
Der Verfasser dieser Zeilen hatte Ende der 60er Jahre im Badehaus, von uns damals als
„Badebau“ bezeichnet, einige Jahre als Schüler des Spätberufenenseminars St. Matthias gewohnt. Was es mit der Bezeichnung auf sich hat, war uns nicht bekannt. Im Geschichtsunterricht kam
auch das Lager Föhrenwald nicht vor. Wie sollte es auch? Der Geschichtsunterricht endete damals vor der Nazizeit. Erst die beginnende Studentenbewegung öffnete den Blick auf eine neue
Sichtweise.
Hans Elas
Mehr Informationen unter: https://erinnerungsort-badehaus.de
Literaturhinweis: Alois Berger. Föhrenwald, das vergessene Schtetl. Ein verdrängtes Kapitel deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte. München 2023. 24.00 €
Süddeutsche Zeitung vom 22. Oktober 2023: "Wir wollen Opfern Namen und Gesicht geben"
Merkur vom 24. Oktober 2023: Gedenken an kbo-Klinik: "NS-Geschichte nicht aufgearbeitet"
Am 21. Oktober um 14.00 Uhr findet im Wasserschloss Taufkirchen/Vils eine Gedenkveranstaltung statt.
"... auch die damalige Landesfürsorgeanstalt Taufkirchen (Vils) war in die Ermordung von psychiatrischen Patientinnen und Patienten während der NS-Diktatur involviert. Am 21. Oktober 1940 wurden die ersten Patienten nach Eglfing-Haar deportiert. Wir wissen, dass insgesamt mindestens 125 „Pfleglinge“ in die damalige Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt wurden. Mindestens 68 dieser Menschen wurden in die Tötungsanstalt Hartheim (Österreich) deportiert und dort ermordet, weitere ließ man in sogenannten „Hungerhäusern“ in Haar systematisch verhungern. Nicht alle Biographien und Lebensgeschichten sind trotz intensiver Forschung aufgearbeitet und aufgeklärt.
Die Menschen hätten Unterstützung und Hilfe benötig und verdient, aber sie wurden ihrem Schicksal und dem NS-Terror überlassen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik haben selbst zu diesen Verbrechen beigetragen oder sie durch „Wegsehen“ und Unterlassen mit ermöglicht. Es ist uns Verantwortung und Verpflichtung, uns mit dieser Geschichte des Klinikums auseinander zu setzen.
Wir laden Sie ein, mit uns den deportierten Menschen zu gedenken."
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