Erbhofbauer, Eglafing
geb. am 8.9.1876 | gest. am: 29.6.1966

Der ledige Erbhofbauer Franz Winkler (FW) hat in den Jahren 1937/38 den örtlichen und überörtlichen Nazibehörden großes Kopfzerbrechen bereitet. Er ist ein Beispiel dafür, wie in nicht wenigen Fällen sog. einfache Leute der herrschenden Ideologie und den Regierenden nicht auf den Leim gingen und sich selbst treu blieben. Seine Aktivitäten hätten ihn beinahe ins KZ gebracht. Im April 1937 schrieb er an Georg Erhard, Bürgermeister und Ortsgruppenleiter der NSDAP von Dorfen, den 1.Mai betreffend, der Bauer wolle "ja von diesem Zeug nichts wissen, es ekelt ihm davor". Er meinte damit den jährlichen Naziaufmarsch in Dorfen.

In einem weiteren Schreiben an den Naziaktivisten und Schulleiter der Knabenschule in Dorfen, Josef Achatz, bezeichnete er die Nazis als Verbrecher und bezog sich positiv auf den Düsseldorfer Kaplan Dr. Joseph Rossaint, der im sog. Berliner Katholikenprozess wegen "Vorbereitung zum Hochverrat unter erschwerenden Umständen" vom Volksgerichtshof wenige Tage vorher zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Da Franz Winkler sich in einigen Schreiben auch für Dienstboten eingesetzt hatte, vermutete man hinter dem anonymen Schreiber einen Funktionär aus der Arbeiterbewegung und ermittelte längere Zeit in diese Richtung. Erst durch Schriftproben, die in München analysiert worden waren, konnte FW überführt werden.

Im September 1937 verhaftet, verbrachte er bis Mitte Januar 1938 die sog. Schutzhaft im Dorfener Gefängnis. "Seine Schreibereien verraten...eine derartige staatsfeindliche Gesinnung, dass es nicht verantwortet werden kann, den Winkler bei seinem abgrundtiefen Haß gegen den nationalsozialistischen Staat auf freiem Fuß zu lassen." Erst durch Anordnung der Gestapo in München durfte er auf seinen Hof zurückkehren. Allerdings wurde ihm im Falle der Wiederholung die "sofortige Wiederinschutzhaftnahme" und "die Einlieferung in das Konzentrationslager Dachau auf unbestimmte Zeit" angedroht.