Karl Wastl wurde am 26. Januar 1889 in Dorfen geboren. Sein Vater war Braumeister. Nach Abschluss der Volksschule erlernte er den Beruf des Kupferschmieds. Mit 19 Jahren trat er der Sozialdemokratischen Partei und dem Verband der Kupferschmiede bei. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und 1915 schwer verwundet.

Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Bremen. Er arbeitete dort in seinem Beruf auf der Bremer Vulkanwerft in Vegesack. Dort wurde er zum Vertrauensmann und zum Betriebsrat gewählt. Ab 1920 war er Vorsitzender des Kupferschmiedeverbandes in Vegesack. Als sich die SPD 1918 in der Frage der Zustimmung zu den Kriegskrediten spaltete, stellte sich Wastl auf die Seite der Kriegsgegner*innen und trat in die USPD ein., 1920 wurde er Mitglied der KPD.

Als es vom 22. auf den 23. Oktober 1923 zu einem Aufstand in Hamburg, Vegesack und Blumenthal kam, wurde unter Führung von Wastl die Vulkanwerft und die Wollkämmerei besetzt. Der Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen. Wastl musste untertauchen und wurde im ganzen Reich polizeilich gesucht. Bis 1926 war er auf der Flucht. In dieser Zeit soll er sich in der Sowjetunion aufgehalten haben.

Wegen einer Amnestie konnte er nach Bremen zurückkehren. In den Folgejahren übte er verschiedene Funktionen aus. Er war Leiter einer kommunistischen Buchstube, Unterbezirksleiter der KPD in Aumund und Leiter

des Roten Frontkämpferbundes in Bremen. Zusätzlich war er Gemeinderatsmitglied in Aumund, Mitglied des Kreistages Blumenthal. Von 1928 bis 1931 war er immer wieder arbeitslos. 1932 nominierte ihn die KPD in Oldenburg für die Landtagswahlen als Spitzenkandidaten. Wastl wurde gewählt.

 Oldenburg war auch deswegen berüchtigt, weil dort die NSDAP die absolute Mehrheit erreicht hatte und somit den ersten Ministerpräsidenten einer nationalsozialistischen Landesregierung stellen konnte.Schon in der zweiten Sitzung wurde Wastl das Wort entzogen, und er wurde für drei Sitzungen aus dem Landtag ausgeschlossen. Als Wastl feststellen musste, dass seine Arbeit im Landtag keinen Sinn mehr machte, legte er im September 1932 sein Mandat nieder und kehrte nach Aumund zurück. Wastls Nachfolger im Landtag wurde Johann "Jan" Gerdes - aber nicht lange. Am 3. März 1933 wurde er von SA-Leuten unter einem Vorwand aus seinem Haus gelockt und mit fünf Pistolenschüssen aus nächster Nähe so schwer verletzt, dass er wenig später seinen Verletzungen erlag. Der Trauerzug zu seiner Beerdigung sollte die letzte große antifaschistische Demonstration in Oldenburg bis zum Jahr 1945 werden.

Karl Wastl wurde nach der Machtübergabe an die Nazis am 2. April 1933 von der Gestapo verhaftet und bis zum 22. Dezember in sog. Schutzhaft  zuerst im Untersuchungsgefängnis Bremen-Blumenthalin festgehalten. Ab August befand er sich im Konzentrationslager Esterwegen. Am 1. Januar 1936 wurde er Mitglied der Deutschen Arbeitsfront. Er sollte in dieser Naziorganisation im Auftrag der KPD Oppositionsarbeit machen. 

Wie viele andere KPD-Funktionäre wurde er am 1. September 1939 erneut festgenommen und ins KZ Sachsenhausen verbracht. In diesem KZ war eine große Zahl sowjetischer Kriegsgefangener, die vom Hungertod bedroht waren. Die illegale Lagerleitung der politischen Häftlinge beschloss eine Solidaritätsaktion für diese Häftlinge durchzuführen, genannt  die "Rote Kuhle". Die Aktion flog auf. Wastl wurde zusammen mit 149 weiteren Häftlingen am 11. August 1944 in eine Isolierbaracke verfrachtet. Zwei Monate später wurden 27 der Häftlinge, zumeist Kommunisten, von der SS erschossen. Wastl überlebte, wurde aber mit den anderen ins KZ Mauthausen bei Linz verschleppt. Am 5. Mai 1945 befreiten US-Truppen die überlebenden Häftlinge des Lagers.

Unmittelbar nach seiner Befreiung kehrte er nach Bremen zurück und beteiligte sich am Aufbau der Gewerkschaften. In Bremen-Nord wurde er am 1. November 1945 Sekretär deStraße in Dorfen seit 2016r IG Metall. Er trat auch wieder der KPD bei, geriet aber bald in Widerspruch zur Führungsebene der Partei. Wer durch die Höllen der faschistischen Konzentrationslager gegangen war, ließ sich nicht ohne weiteres zu einem Befehlsempfänger degradieren. Es kam zu erheblichen Differenzen zwischen der IG Metall und der KPD. Entnervt trat Wastl 1948 aus der KPD aus.

 Im November 1954 gab er die Funktion des Gewerkschaftssekretärs der IG Metall auf und ging in Rente. Karl Wastl starb am 7. März 1963 in Löhnhorst. In Dorfen war dieser bewundernswerte Zeitzeuge bis vor kurzem vergessen. Inzwischen gibt es in seinem Geburtsort eine Karl-Wastl-Straße.

Am 21. Mai 2019 fand im Dorfener Jakobmayersaal eine gut besuchte Gedenkveranstaltung zu Ehren von Karl Wastl statt. In Bremen, wo Wastl die meiste Zeit seines Lebens verbrachte, wurde am 20. November am ehemaligen Gewerkschaftshaus eine Gedenktafel angebracht, Anschließend fand im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Bremen - Vegesack eine Gedenkveranstaltung statt. Philipp Vergin aus Berlin schilderte wie im Mai in Dorfen das politische Leben, den antifaschistischen Widerstand und den Leidensweg von Karl Wastl.. Hans Elas und Schorsch Wiesmaier von der Dorfener Geschichtswerkstatt erzählten, wie in Dorfen die Erinnerung an Wastl wiederbelebt wurde. Die Veranstaltung wurde von  Ahmed Yusuf musikalisch begleitet.

 

 Artikel in der SZ vom 11.5.2020: Sechs Jahre im KZ,  Geschichtswerkstatt erinnert an Widerstandskämpfer Karl Wastl

 
 Filmbeitrag zu Karl Wastl:
Aus Bremen wurde uns mitgeteilt:
 
Die Stolpersteinverlegung für KARL WASTL, findet am Dienstag, den 13. Oktober 2020 um 17 Uhr vor seinem ehemaligen Wohnhaus in der Kirchheide 8 3, Bremen-Vegesack statt. Von 16.45 Uhr bis ca. 17.45 Uhr wollen KommunistInnen, SozialistInnen, SozialdemokratInnen, GewerkschafterInnen, ChristInnen und FriedensaktivistInnen die Verlegung des Künstlers Gunter Demnig, der seit 1996 über 7 5 0 0 0 Stolpersteine in der BR Deutschland und Europa verlegt hat, mit Reden und Würdigungen des Widerstandskämpfers Karl Wastl, Gedichten und Liedern begleiten.  Sprechen werden der ehem. Hochschullehrer und Buchautor, Jochen Windheuser; Friedensgedichte vorgetragen von der aus Thüringen stammenden Karin Schumann;  gemeinsam gesungen wird das im K Z Lager Börgermoor entstandene Lied „Die Moorsoldaten“ und das Arbeiterlied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“.   Die Moderation übernimmt Gerd-Rolf Rosenberger von der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg.

Auf dem STOLPERSTEIN wird folgendes stehen:

 

                Hier wohnte                                   

                  Karl Wastl

              Jahrgang 1889

              Im Widerstand/KPD

                Schutzhaft 1933

             Emslager Esterwegen                        

                Verhaftet 1939

                Sachsenhausen

                 Mauthausen

                   Befreit

 

Die Patenschaft für den Stolperstein übernimmt der IG Metall Gewerkschafter Detlef Hansing,  der langjährig im Landesschulbeirat Niedersachsen  aktiv war. 

 
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