Aktuell
am Freitag, den 8. November 2024, um 19:30 Uhr im GIKS, Johannisplatz 4, Dorfen
Der Vortrag von Leonhard Michael Seidl beschäftigt sich eingehend mit dem Prozess gegen Adolf Hitler und Erich Ludendorff am 26. Februar 1924 vor dem bayerischen Volksgericht in München, unter Vorsitz des Landgerichtsdirektor Georg Neithardt, der bereits 1920 den Vorsitz im Prozess gegen den Mörder Kurt Eisners innegehabt hatte.
Vorausgegangen war der gescheiterte Putschversuch am 9. November 1923 am Odeonsplatz. Der Aufstand wurde von der Bayerischen Ordnungspolizei niedergeschlagen: 15 „Kampfbündler“, ein unbeteiligter Zivilist und vier Polizisten verloren dabei ihr Leben.
Im Prozess begegnet Landgerichtsdirektor Georg Neithardt den Angeklagten mit deutlichem Wohlwollen. Hitler selbst erhält Gelegenheiten für längere Propagandareden. Außerdem sind die Fragen Neithardts häufig so gestellt, dass sich den Angeklagten die entlastenden Aussagen geradezu anbieten.
Das Publikum steht weitgehend auf Seiten der Angeklagten. Entsprechende Meinungsäußerungen im Gerichtssaal werden vom Vorsitzenden toleriert.
Das Urteil wird am 1. April 1924 verkündet. Hitler wird wegen Hochverrats nur zur gesetzlichen Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft und einer Geldstrafe von 200 Goldmark verurteilt. Ludendorff wird freigesprochen
Bereits am 20. Dezember 1924 wird Hitler aus der Festungshaft entlassen.
Schorsch Wiesmaier ergänzt den Vortrag u.a. mit Informationen über die Folgen des Kapp-Putschs 1920 für Bayern und die Rolle Gustav Kahrs und des Isener Forstrats Georg Escherich dabei.
Und informiert über die Beteiligung lokaler NS-Größen am Hitler-Ludendorff-Putsch.
Ein Jahrhundertleben in 101 Minuten
Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies
Walter Kaufmann zum 100. Geburtstag
Zum Gedenken an die Pogromnacht
Im Rahmen der 7.Wochen der Toleranz
Sondervorführung im Cineplex Erding
am Donnerstag 14.11.24 um 19 Uhr
Dorfener Str. 17, 85435 Erding
Einleitung durch die Regisseurin Karin Kaper
und anschließendes Filmgespräch
In Zusammenarbeit mit:
Aktionsgruppe Respekt@Poing
Gefördert durch:
Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Ebersberg
Vorverkauf Tickets abends 8,50 € Parkett/10,50 € Loge
https://www.cineplex.de/film/walter-kaufmann-welch-ein-leben/375555/erding/
Zusätzliche Schulvorführung im Kino am 15.11.24 mit Regisseurin
Eintritt frei – Anmeldung erforderlich
Der Film beleuchtet das Leben des jüdischen Schriftstellers Walter Kaufmann,
dessen Eltern in Auschwitz ermordet wurden, und der selbst durch den
Kindertransport nach England gerettet wurde. Romanautor, Seemann,
Korrespondent und politischer Aktivist: im Leben des in Berlin geborenen und
am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln
sich auf einzigartige Weise historisch bedeutende Ereignisse wider. Er war ein
Mann, der die Welt begreifen, beschreiben, verändern wollte.
Nach langen Jahren des Exils in Australien entschied er sich bewußt 1956 für ein
Leben in der DDR. Dank seines australischen Passes, den er zeit seines Lebens
behielt, bereiste er als wahrer Kosmopolit die ganze Welt. Der Film folgt seinen
wesentlichen Lebenslinien: den katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus,
der Bürgerrechtsbewegung in den USA, dem Prozess gegen Angela Davis, der
Revolution in Kuba, den Atombombenabwürfen in Japan, der unendlichen
Geschichte des israelisch-palästinensischen Konfliktes, dem Zusammenbruch der
DDR. Alles Themen, die uns bis heute beschäftigen.
Im Film wird auf imponierende Weise deutlich, wie Walter Kaufmann bis zu
seinem letzten Atemzug gegen den erschreckenden Rechtsruck sowie
zunehmenden Rassismus und Antisemitismus unserer Tage kämpfte. Es ist
tröstlich, dass als Vermächtnis dieses großen Zeitzeugen nicht nur seine Bücher,
sondern auch der Dokumentarfilm bleiben werden, die alte und junge Zuschauer
in ihren Bann ziehen.
Weltpremiere Jüdisches Filmfestival Berlin Brandenburg August 2021
Dokumentarfilmwettbewerb 30. Filmkunstfest Schwerin September 2021
Leipziger Filmkunstmesse September 2021
Leipziger Globale Filmfestival August 2022
DEFA-Filmtage Merseburg April 2023
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.
FFA und Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung
In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee e.V.
Mittwoch 02.10.2024 20 Uhr
Film
Titel „Das schreckliche Mädchen“
von Michael Verhoeven
im GIKS, Kirchtorplatz 4, Dorfen
Der Film beruht auf einem authentischen Fall im bayerischen
Passau. Darin erforscht eine junge Frau die NS-Geschichte ihres
Heimatortes. Bei ihren Recherchen stößt sie plötzlich auf klare
Ablehnung, Bürger und Ämtern verweigern jegliche Kooperation.
Doch so leicht lässt sie sich nicht aufhalten.
Donnerstag 03.10.2024 14 Uhr
Stadtrundgang
Die Zeit zwischen 1933 und 1945 in Dorfen
Treffpunkt: Rathaus, Rathausplatz, Dorfen
Anmeldung:
maximale Teilnehmer 25 Personen
Donnerstag 03.10.2024 ab 13 Uhr
Ausstellung
Dorfen zwischen 1933 bis zur Nachkriegszeit
Unterer Marktplatz 43, Dorfen
Raum an der Marktkirche
am Freitag, 18. Oktober 2024, 19 Uhr
Die Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ will in zwanzig
regional gestaffelten Bänden das Wissen über den
Nationalsozialismus in Süddeutschland neu hinterfragen.
Soeben sind die Bände 17 und 18 über NS-Belastete aus dem
nördlichen und südlichen Oberbayern erschienen.
Der Herausgeber Dr. Wolfgang Proske ist am Freitag, den 18.
Oktober 2024 um 19 Uhr zu Gast in der Bücherei und wird
darüber sprechen, warum die lokale NS-Vergangenheit weder
schöngeredet noch totgeschwiegen werden darf.
Im Anschluss stellen die Dorfener Mitautoren ihre Texte vor:
Hans Elas schrieb über den Priester und späteren SS-
Sturmbannführer Albert Hartl aus Hofkirchen.
Schorsch Wiesmaier betrachtete das Leben der Dorfener Josef
Martin Bauer (Autor) und Georg Erhard (NSDAP-
Ortsgruppenführer und Dorfener Bürgermeister von 1933-1945
und 1952-1954). Der Journalist Arthur Dittlmann beleuchtete
das bekannteste Werk von Josef Martin Bauer „So weit die
Füße tragen.“
Die Bände 17 und 18 sind in der Bücherei entleihbar, im
Buchhandel alle 18 bisher erschienenen Bände.
Weitere Bücher zum Thema Demokratie + Freiheit sowohl für
Erwachsene als auch für Kinder hat die Bücherei im Bestand (s.
www.buecherei-dorfen.de).
Zweiten Weltkrieg – als Folge des verbrecherischen deutschen Angriffskriegs –
aus den damals deutschen Ostgebieten flohen oder vertrieben wurden,
kamen ca. 1,9 Millionen nach Bayern. Sie hatten oft eine schreckliche Flucht hinter sich
und wurden nicht immer freundlich empfangen.
In Dorfen lebten 1948 etwa 700 Flüchtlinge und Vertriebene.
Im Mittelpunkt unserer Veranstaltung stehen Fluchtgeschichten von einigen von ihnen.
Nicht nur in den Nachkriegsjahren gab es Flüchtlinge und Vertriebene.
Aktuell sind etwa 120 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht.
Auch darüber wollen wir sprechen.
19:30 Uhr
18:30 Uhr
Jakobmayer
Eintritt
Nach unserer Exkursion im April nach Föhrenwald/Waldram waren wir Ende Juni wieder auf den Spuren der Displaced Persons (DPs) unterwegs.
- Station: St. Ottilien
Was hat die benediktinische Erzabtei St. Ottilien mit den DPs zu tun? Zwischen 1945 und 1948 diente das Klostergelände u.a. als Krankenhaus für jüdische DPs, insgesamt ca. 5000 Jüdinnen und Juden verteilten sich in diesem Zeitraum über das Klostergelände. Ausgangspunkt war kurz vor Kriegsende ein versehentlicher Bombenangriff der US-Amerikaner auf einen Häftlingszug, der vom Außenlager Kaufering kommend, nach Dachau unterwegs war. Die Überlebenden kamen nach St. Ottilien, wo sie medizinisch versorgt wurden. In der Folgezeit kamen weitere DPs v.a. aus verschiedenen Ländern dazu. Bis zur Schließung des Krankenhauses wurden über 400 sog. St. Ottilien-Babys geboren.
Geführt wurde unsere Gruppe vom freundlichen Pater Augustinus, der uns zwar wenig über die Situation der DPs erzählte, dafür aber eifrig bemüht war, uns für seinen Glaubenshintergrund zu begeistern. Seit einigen Jahren gibt es jedoch einen Rundweg mit Stationen, an denen man sich eigenständig die Geschichte der DPs in St. Ottilien erarbeiten kann.
- Station: Landsberg am Lech und Kaufering
Von St. Ottilien/Eresing führte unsere Exkursion weiter nach Landsberg am Lech. Unser Interesse galt aber nicht dem Umstand, dass Adolf Hitler hier in den Jahren 1923/24, nach dem gescheiterten Putsch, seine Haft verbüßt hatte. Vielmehr wollten wir mehr erfahren über die großen KZ-Außenlager in Kaufering. Ebenso darüber, wie Landsberg seine unrühmliche Vergangenheit aufarbeitet. Zu letzterem wäre anzumerken, dass es die Stadt den Besucherinnen und Besuchern nicht leicht macht, an die vorhandenen Gedenkorte zu kommen.
So z.B. zu einem Mahnmal, das in beeindruckender Form an die Todesmärsche vom April 1945 erinnert. Die Häftlinge sollten aus den elf Lagern von Kaufering nach Dachau getrieben werden. Viele von ihnen überlebten diese Tortur nicht.
Kaufering liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Landsberg. Wir hatten eine Führung bei der Europäischen Holocaustgedenkstätte. Diese befindet sich im ehemaligen Lager VII des Außenlagerkomplexes Kaufering. Dort waren Tausende v.a. jüdische Männer und Frauen unter unmenschlichen Bedingungen der Vernichtung durch Arbeit ausgesetzt. Nina Kiel, Rundgangsreferentin an der KZ-Gedenkstätte Dachau, führte unsere Gruppe durch das Gelände, in dem noch Reste der ehemaligen Bauten, darunter Erdhütten und begehbare Tonröhrenbauten, die als Häftlingsunterkunft dienten, erhalten sind. Der Referentin gelang es vorbildlich, das Schicksal der Häftlinge uns Besucherinnen und Besuchern nahezubringen.
Hier ein Tonröhrenbau für die weiblichen Häftling.
Gerne hätten wir auch die Landsberger Saarburg-Kaserne besucht, ein ehemaliges Jewish Displaced Persons Camp. Dort hatten sich in den Jahren nach Kriegsende zwischen 5000 und 7000 Jüdinnen und Juden aus den Konzentrationslagern aufgehalten. Da die Kaserne, die später von der Bundeswehr genutzt wurde, heute nicht mehr existiert, konnte sie nicht Teil unseres Exkursionsprogramms sein.
Heute erinnert eine schwer auffindbare Tafel an den Ort des ehemaligen Lagers.
Am 28. April besuchten zehn Mitglieder der Dorfener Geschichtswerkstatt den Erinnerungsort Badehaus. Was hat man darunter zu verstehen?
Waldram ist eine Siedlung südlich von Wolfratshausen. Sie hieß früher Föhrenwald und war nach dem 2. Weltkrieg Rettungsort für über 5000 jüdische Überlebende der Shoah. Innerhalb der
Siedlung gab es ein Badehaus mit einer Mikwe. 1956 wurde das Gelände von der katholischen Kirche gekauft. Die Bedeutung des Badehauses fiel der Vergessenheit anheim. Als Jahrzehnte
später das Areal mit dem Badehaus neu bebaut wurde, sollte auch das Badehaus abgerissen werden. Unter schwierigsten Bedingungen konnte der Abriss des Hauses verhindert und ein
Erinnerungsort realisiert werden. Inzwischen organisiert ein Team von über 40 Personen den Betrieb des Hauses. Im April begrüßte man die 18 000. Besucherin. Getragen wird der
Museumsort von einem Verein mit über 600 Mitgliedern. Eine dauerhafte Unterstützung durch staatliche Stellen ist bisher nicht gelungen. Damit ist das Projekt immer noch ein Stück weit
gefährdet. Eine Schande, wenn man bedenkt, wofür ansonsten staatliche Gelder ausgegeben werden. Prominente Politiker lassen sich zwar gern beim Besuch des Badehauses fotografieren,
bringen auch ihre Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit wortreich zum Ausdruck, aber das war‘s dann auch. Geführt wurde unsere Gruppe von Dr. Sybille Krafft, Vorsitzende und Initiatorin des Vereins und der Museumsleitung. Sie versprach auch, uns in Dorfen zu besuchen.
Der Verfasser dieser Zeilen hatte Ende der 60er Jahre im Badehaus, von uns damals als
„Badebau“ bezeichnet, einige Jahre als Schüler des Spätberufenenseminars St. Matthias gewohnt. Was es mit der Bezeichnung auf sich hat, war uns nicht bekannt. Im Geschichtsunterricht kam
auch das Lager Föhrenwald nicht vor. Wie sollte es auch? Der Geschichtsunterricht endete damals vor der Nazizeit. Erst die beginnende Studentenbewegung öffnete den Blick auf eine neue
Sichtweise.
Hans Elas
Mehr Informationen unter: https://erinnerungsort-badehaus.de
Literaturhinweis: Alois Berger. Föhrenwald, das vergessene Schtetl. Ein verdrängtes Kapitel deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte. München 2023. 24.00 €